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Helfer:innen der Berliner Hilfsorganisationen gehen auf Kameramann zu.
Interview

„Am Regionalverband Berlin-Südost mag ich vor allem das Familiäre.“ Im Gespräch mit Sanitäter Marek Hübinger

Marek ist gerade 19 Jahre alt geworden und engagiert sich in seiner Freizeit als Sanitäter für den Regionalverband Südost. In diesem Sommer hat er zahlreiche Sanitätsdienste in der Wuhlheide unterstützt.

Gruppenbild in der Alten Foersterei
Bei ernsten Verletzungen werden die Patienten und Patientinnen von den Samaritern ins nächste Krankenhaus gebracht. Foto: ASB/ Dichtl

Marek, wie bist Du auf den ASB aufmerksam geworden?
Ich bin vor drei Jahren durch eine Freundin zum ASB Berlin-Südost gekommen und war davor bei einer anderen Hilfsorganisation. Ich habe mir den Regionalverband einfach mal angeschaut und es hat mir sofort super gefallen. Ich mag vor allem die Offenheit hier. Neben den Sanitätsdiensten habe ich dieses Jahr auch mit der Wasserrettung angefangen und starte gerade mit der Breitenausbildung.

Also volles Engagement für den ASB? Bist Du noch in der Schule?
Ja, ich mache gerade mein Abitur. Ich bin im letzten Jahr vor meinem Abschluss und dann schaue ich mal, was kommt. Aber ich werde mit Sicherheit auch in den medizinischen Sektor gehen. Vielleicht ein Medizinstudium, vielleicht aber auch erstmal ein FSJ, weil ich eine kleine Pause vom Lernen brauche.

Der ASB hat auch spannende FSJ-Bereiche – im Rettungsdienst, in Krankenhäusern oder als Erste-Hilfe-Ausbilder.
Genau. Darüber denke ich gerade nach.

Wie viele Sanitätsdienste hast Du diesen Sommer in der Wuhlheide gemacht?
Ich habe so viele Wochenende mitgenommen wie ich konnte, weil es immer ein extrem tolles Umfeld ist. Zum einen macht es Spaß, Verantwortung zu übernehmen und für die Menschen da zu sein. Zum anderen mag ich auch das Familiäre, das hier immer herrscht. Das ist einfach klasse beim ASB Berlin-Südost.

Ist es das, was dich motiviert?
Genau. Das ist tatsächlich die Hauptmotivation. Am Anfang war es, Menschen zu helfen. Mittlerweile ist es auch das Erleben, dass man füreinander da ist – egal in welcher Situation.

Was war dein bisheriges Highlight bei den Sanitätsdiensten in der Wuhlheide?
Das war zum Beispiel letztes Jahr Geolino. Es war einfach toll, den Kindern zu helfen. Sie sind meistens 100 Prozent ehrlich zu dir und schenken dir am Ende ihre Bewunderung. Eine andere schöne Erfahrung für mich war, als ich vor Kurzem als Rettungsschwimmer auf einem Kindercamp bei der Evangelischen Kirche mit dabei war. Sie haben dort kurzfristig Ersatz gesucht, weil jemand ausgefallen war. Da ich vor Kurzem meinen Rettungsschwimmer gemacht hatte, konnte ich einspringen und hatte eine tolle Zeit mit überglücklichen Kindern. Solche Erlebnisse hätte ich ohne den ASB Berlin-Südost nicht. Es ist vor allem die Dankbarkeit, die Du immer wieder erlebst. Und ein drittes besonderes Ereignis für mich war, als wir in der Wuhlheide vor Kurzem einen Patienten versorgten, dem im Moshpit in den Nacken getreten wurde. Dabei die Verantwortung zu übernehmen, war sehr herausfordernd. Dieses Erlebnis hat mich, was Verantwortung gegenüber anderen Menschen angeht, sehr ins Positive verändert. Der Patient wurde von uns noch mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Wir haben unser Bestes getan, dass er auf jeden Fall wieder gehen kann. Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht.

Was sind sonst typische Verletzungen bei Konzerte?
Oft sind es Schürfwunden oder kleinere Schnittwunden - vom Geländer oder vom Tanzen. Manchmal ist es auch einfach die Mischung aus Alkohol und Hitze, die die Menschen vom Kreislauf her schwächer werden lässt. Und klar, bei extremeren Konzerten, wo viel getanzt wird und es ein bisschen wilder zugeht, kommen auch mal Brüche oder Wirbelsäulentraumata vor.

Wie oft müsst Ihr mit dem Einsatzfahrzeug dann tatsächlich auch Patienten ins Krankenhaus bringen? Ist das eher die Ausnahme oder kommt das öfter vor?
Das kommt schon ein paar Mal vor, aber nicht extrem häufig. Dieses Jahr gab es eigentlich bei jedem Konzert mindestens einen Transport. Wir können ja dank der guten Ausstattung und dem guten Personal schon etliches auch hier vor Ort regeln.

Wie viele Einsatzkräfte sind im Durchschnitt bei den Konzerten in der Wuhlheide mit dabei?
Das kommt immer aufs Konzert an. Es gibt im Vorfeld immer eine Sicherheitsbesprechung mit dem Veranstalter, uns, der Security und der Polizei, wo zusammen geschaut wird, wie viele Helferinnen und Helfer wir tatsächlich brauchen. Viele Bands sind ja schon öfters aufgetreten. Da guckt man dann, wie oft es in der Vergangenheit Verletzte gab und dementsprechend wird dann entschieden, wie viele Sanitäter und Sanitäterinnen und wie viele Ärzte benötigt werden.   
Besonders extrem war letztes Jahr das Konzert von K.I.Z. Da hatten wir an einem Abend 140 Hilfeleistungen, und am Folgetag 150. Das war wirklich eine Hausnummer. Bei Cro waren dieses Jahr viele jüngere Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren und es war sehr warm. Von ihnen sind tatsächlich einige umgekippt oder hatten Kreislaufprobleme.

Hast Du es schon mal erlebt, dass Ihr bei Euren Einsätzen behindert wurdet?
Behindert regelmäßig. Aber nicht böswillig, sondern aus Unwissenheit. Oft stehen uns die Menschen einfach im Weg. Ich hatte vor einiger Zeit eine Patientin, die sich übergeben musste. Die umstehenden Leute haben das nicht registriert und irgendwann gab es den Moment, als ich umzingelt war von Menschen, aber nicht mehr zu der Patientin durchkam. Durch die gute Zusammenarbeit von Security und uns waren die Leute dann aber relativ schnell weg und ich konnte die Patientin versorgen. Böswillig angegangen wurde ich noch nie.

Wenn jetzt der Winter kommt und die Konzerte vorbei sind, worauf legst Du dann deinen Schwerpunkt?
Ich mache erstmal mein Abitur. Wenn die Konzerte vorbei sind, beginnt bei uns immer die Ausbildungssaison. Das heißt zum einen gibt es ja die Pflichtausbildungsstunden. Die machen wir meistens im Winter, weil dafür dann wieder Zeit ist. Zum anderen planen wir wieder mehr Vereinsabende.
Ich werde wahrscheinlich nächstes Frühjahr entscheiden, worauf ich wirklich Lust habe. Vielleicht wird es doch kein Medizinstudium und ich mache meinen Notfallsanitäter oder ob ich starte tatsächlich erstmal mit einem FSJ.

Vielen Dank für dein Engagement und alles Gute für dein Abitur im nächsten Jahr!

Patricia Dichtl