Ausbildung für die Auslandshilfe des ASB - ein Erfahrungsbericht
Mein Name ist Sarah Korst. Ich bin 34 Jahre alt und seit 2021 hauptamtliche Ehrenamtskoordinatorin beim ASB Landesverband Berlin. In meiner Freizeit engagiere ich mich zudem ehrenamtlich beim Regionalverband Berlin-Nordwest im Katastrophenschutz und Sanitätsdienst.
Seit Februar 2022 befinde ich mich in der Ausbildung zur FAST-Helferin, um künftig im Bereich der Auslandshilfe ehrenamtlich aktiv werden zu können. FAST steht für „First Assistance Samaritan Team“ und ist das Schnelleinsatzteam der ASB-Auslandshilfe. Das Team kommt nach Katastrophen oder Konflikten zum Einsatz und leistet weltweit humanitäre Hilfe. Die Schwerpunkte liegen dabei im Bereich der Trinkwasseraufbereitung sowie der medizinischen Versorgung. Die Mitarbeit im FAST ist ehrenamtlich und die Teams bestehen aus fachkundigen und für den Auslandseinsatz ausgebildeten Samariter:innen aus dem ganzen Bundesgebiet. Geleitet werden die Teams von international erfahrenen Fachkräften aus dem ASB-Bundesverband sowie den regionalen ASB-Länderbüros.
Zum FAST bin ich eher zufällig gekommen: Ein Bekannter von mir, der bereits für eine Hilfsorganisation im Bereich Auslandshilfe im Einsatz war, erzählte mir von seinem Einsatz 2013 auf den Philippinen, als ein schwerer Taifun das Land traf und große Verwüstungen anrichtete. Ich fand das Thema sofort sehr spannend und wollte mehr erfahren. Mein Wunsch, etwas „Sinnvolles“ zu tun und Menschen helfen zu können, vereint mit dem Reiz des Unbekannten und der Möglichkeit, mit wenigen Mitteln viel zu erreichen und für die Menschen vor Ort einen Unterschied zu machen – all das löste sofort Neugier und Begeisterung in mir aus.
Bei meiner Recherche stieß ich auf das FAST vom ASB, welches ebenfalls 2013 mit einem Team auf den Philippinen vor Ort war. Als eines von derzeit fünf Teams deutschlandweit ist das ASB FAST auch international anerkannt und gehört seit 2017 zu den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Typ 1 klassifizierten Emergency Medical Teams (EMT). Der Ansatz, basismedizinische Versorgung mit Trinkwasseraufbereitung zu verbinden sowie das umfassende Training der FAST-Helfer:innen überzeugten mich schnell, ebenfalls Teil des FAST werden zu wollen. Ich bewarb mich, reichte meine Unterlagen sowie das gewünschte Motivationsschreiben ein und tatsächlich – es klappte! Im Februar 2022 wurde aus dem Wunsch Realität und ich wurde mit 11 anderen Interessierten zum Einführungsseminar des FAST eingeladen.
Um im FAST mitmachen zu können, sollten Interessierte bestimmte Kriterien erfüllen: Neben dem Mindestalter von 21 Jahren sowie mind. zwei Jahren Berufserfahrung, sollten Interessierte auch Fachkenntnisse aus einem der beiden Kernthemen Medizin oder Technik mitbringen. Das Medizinmodul richtet sich vornehmlich an medizinisches Personal, wie Ärzt:innen, Rettungskräfte, Gesundheits-und Krankenpfleger:innen oder Hebammen. Die Helfer:innen, welche im Einsatz die Trinkwasseranlagen (TWA) installieren und betreuen, bringen wiederum eine Ausbildung und/oder Interesse an den Themen Technik, Chemie, Biologie, Handwerk und Logistik mit. Spaß an Teamarbeit, ein guter Gesundheitszustand, hohe Belastbarkeit sowie sichere Englischkenntnisse sind ebenfalls hilfreiche Voraussetzungen für eine künftige Mitarbeit.
Ein wesentlicher Baustein für erfolgreiche Auslandseinsätze liegt in der qualifizierten Schulung der (zukünftigen) Einsatzkräfte. Daher setzt das FAST auf ein umfangreiches Ausbildungsprogramm und bereitet die Helfer:innen innerhalb eines Jahres ideal auf ihre Auslandseinsätze vor. Neben fachspezifischen Themen, wie der Trinkwasseraufbereitung und der basismedizinischen Versorgung, werden hier auch weitere wichtige Punkte wie Sicherheit im Auslandseinsatz, Stressbewältigung, interkulturelle Kommunikation, Medienarbeit sowie Standards der humanitären Hilfe vermittelt.
Das FAST- Sicherheitstraining, an dem ich zuletzt teilgenommen habe, fand vom 06. - 09. Mai 2022 beim ASB in Köln statt. Anhand vieler praktischer Fallbeispiele wurden wir Teilnehmer:innen darauf geschult, potenziell gefährliche Situationen rechtzeitig zu erkennen, angemessen zu reagieren und uns somit selbst bestmöglich zu schützen. Zwei erfahrene Dozenten mit viel polizeilicher Auslandserfahrung standen uns zwei Tage lang Rede und Antwort und brachten uns das ein oder andere Mal an die Grenzen der eigenen Komfortzone. Wie gehe ich mit dem Thema Korruption um, was bewirkt Stress im Körper und wie kann ich deeskalierend auf bedrohliche Situationen reagieren, waren dabei nur einige der Fragen, mit denen wir uns als Kurs auseinandersetzen mussten.
Die Auslandseinsätze der einzelnen FAST-Teams dauern in der Regel 14 Tage. Dabei verlangt die Arbeit und die Situation vor Ort allen Helfer:innen körperlich und psychisch sehr viel ab. Die Verarbeitungsmöglichkeiten von belastenden Ereignissen und der Umgang mit Stress standen daher an Tag an Tag drei und vier im Fokus. Unser Dozent Peter Zehentner, selbst ehemaliger hauptamtlicher Leiter des Kriseninterventionsteams des ASB München und Experte für die PSNV, besprach mit uns die Ursachen und die Entstehung von Stress und Traumata, wie man Stress an sich und anderen erkennt und welches „Handwerkszeug“ es gibt, um die eigene Resilienz zu fördern und keine langhaltenden Belastungen aus den Einsätzen mitzunehmen.
Nicht zuletzt zeichnet sich die Mitarbeit im FAST neben seiner fachlichen Qualität auch durch einen hohen Teamzusammenhalt aus. Auf gemeinsamen Auslandseinsätzen müssen sich die FASTler bedingungslos aufeinander verlassen können. Eine gute Zusammenarbeit, Solidarität und Teamgeist sind daher essenziell. Daher veranstaltet das FAST regelmäßig Treffen sowie gemeinsame Übungen, wodurch sich sowohl langjährige FASTler als auch Neue untereinander schnell kennenlernen. Gerade die offene, herzliche Stimmung, die unter den Samarter:innen des FAST herrscht, schätze ich sehr und ich freue mich darauf, das Team bei zukünftigen Einsätzen tatkräftig unterstützen zu können.
Sarah Korst