[ Navigation beginnen ]>>Navigation überspringen[ Navigation beenden ]
Wählen Sie bitte eine Kategorie aus
Helfer:innen der Berliner Hilfsorganisationen gehen auf Kameramann zu.

"Die Auswirkungen eines Blackouts sind groß."

Der ASB Berlin Südwest bietet seit Mai kostenlose Workshops zum Thema Notfallvorsorge an. Das Interesse ist seitdem stark gestiegen. Die zweistündigen Kurse geben Aufschluss darüber, wie man sich bei einer Katastrophe richtig verhält und wie man für Krisen, beispielsweise Stromausfälle, gut vorsorgen kann. Der ASB ist in Berlin derzeit der einzige Anbieter solcher Kurse. Auch das Medieninteresse an den Kursen ist hoch.

Im Interview erklärt die Ausbildungsleiterin Birgitt Eberlin, wie man in Krisensituationen handlungsfähig bleibt.  

Wie kam es dazu, dass der ASB diese Kurse anbietet?

Wir sind vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe damit beauftragt. Das Format soll dazu dienen, Bürgerinnen und Bürger resilienter zu machen, damit sie sich bei einer Katastrophe oder in einer Krisensituation erstmal selber helfen können, wenn so schnell keine andere Hilfe möglich ist. Für die Zielgruppe der Erwachsenen sind wir aktuell die einzige Organisation in Berlin, die diese Kurse anbietet.

Wer nimmt an den Kursen teil?

Die Kurse bestehen jeweils aus 10 bis 15 Personen. Die Menschen haben dabei meist einen sehr unterschiedlichen Hintergrund. Manche sind schon sehr gut aufgestellt, was Notfall und Katastrophe betrifft und haben sich schon viele Gedanken gemacht. Andere „schleichen“ sich regelrecht hierhin, weil Familie oder Freunde nichts davon wissen sollen.

Weil es immer noch Vorurteile gibt, z.B. in Bezug auf „Prepping“ oder Verschwörungstheorien?

Genau. Manche Menschen kommen hierher und sagen: ‚Ich komme hier zwar in den Kurs, aber Ihr müsst wissen, ich bin gar kein Prepper.‘ Wenn sie am Ende des Abends nach Hause gehen, freuen sie sich, dass sie sich mit Leuten austauschen konnten, die auch über dieses Thema nachdenken. Und dass sie sich hier sicher und gut aufgehoben fühlen, ohne dass sie jemand verurteilt.

Wo finden diese Kurse noch statt?

Wir werden immer wieder auch von Firmen, Organisationen oder Schulen angefragt. Wir waren zum Beispiel schon in Botschaften. Hier finden wir nochmal besondere Bedürfnisse vor, was die ausländischen Mitbürger betrifft. Wir waren aber auch zum Beispiel schon in einer großen Obdachlosen-Organisation. Wie kann eine solche Unterkunft mit einem Black-Out umgehen? Wie kann hier eine Versorgung aufrechterhalten werden und worauf kommt es an?

Was ist denn aus deiner Sicht das wahrscheinlichste Katastrophenszenario, das eine Stadt wie Berlin treffen könnte?

Das Wahrscheinlichste ist der Black-Out. Die Möglichkeit, dass dies einmal passiert, ist groß. Einerseits durch einen Cyberangriff, aber auch durch z.B. Unfälle in Kraftwerken oder aber durch einen Sturm. Das sind auf alle Fälle Dinge, die ernst genommen werden müssen.

Gibt es Modelle, mit denen eine solche Wahrscheinlichkeiten errechnet werden? Wer beschäftigt sich damit?

Auf der Website des BBK sind etliche Untersuchungen drüber veröffentlicht, wie wahrscheinlich ein Black-Out ist und welche Folgen das hat. Und tatsächlich erleben wir das ja auch immer wieder. So hat es beispielsweise in New York einen größeren und längeren Stromausfall gegeben - mit erheblichen Folgen auch für die Bevölkerung. Oder denken wir nur an Berlin-Köpenick. Das sind Dinge, über die wir uns Gedanken machen müssen. Wie kommen wir sicher und gut durch diese Zeit? Wichtig ist, dass wir genug zu essen und zu trinken haben. Und dass wir uns halbwegs wohlfühlen, wenn es in der Stadt oder auf dem Land dunkel ist.

Wie lautet der Tipp, der dir am meisten am Herzen liegt und den Du hier gerne nochmal teilen möchtest?

Also ich würde in jedem Fall für etwas Licht vorsorgen. Ich würde dabei allerdings nicht auf Kerzenlicht aufbauen, weil das unglaublich rußt und viel Sauerstoff verbraucht. Und die Brandgefahr ist auch zu bedenken. Ich würde tatsächlich genügend Batterien bereithalten genauso wie aufgeladene Power Banks. Und ich rate zu Lämpchen, die man per USB aufladen kann. Und was man auf jeden Fall braucht, ist eine Stirnlampe – so hat man die Hände frei, während man etwas im Schrank sucht oder etwa eine Treppe hinauf oder hinunter muss.

Wie kann man sich zu den Kursen anmelden?

Über unsere Homepage www.asb-berlin-suedwest.de. Da findet man alle Kurse.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Ausbildungsleiterin Birgitt Eberlin im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Foto: ASB Berlin/ P.Dichtl