Ehrenamt aktiv: Rettungssanitäter Matthias Koch im Interview
Matthias Koch ist 20 Jahre alt und engagiert sich seit 2016 für den ASB Berlin. Als Rettungssanitäter ist er seitdem bei Einsätzen des Regionalverbandes Südost aktiv. In diesem Sommer war Matthias vor allem bei Konzerten in der Berliner Wuhlheide im Sanitätsdienst tätig, wo er teilweise die stellvertretende Einsatzleitung übernahm.
Hallo Matthias, Du engagierst dich seit fast drei Jahren für den ASB, vor allem im Sanitätsdienst. Was sind typische Einsätze bei Konzerten für Euch?
Wenn die Musik vor allem junge Leute anzieht und wenn auf der Tanzfläche im Graben vor der Bühne sehr viel getanzt sind, behandeln wir vor allem verstauchte Knöchel oder aufgeschlagene Knie. Dass jemand in der Menge hinfällt oder mal geschubst wird, kommt dabei relativ häufig vor. In diesem Jahr hatten wir auch viele Wespenstiche und allergische Reaktionen. Grundsätzlich behandeln wir aber auch häufig Blasen oder kleinere Schnittverletzungen. Teilweise kommen auch Patienten auf uns zu, die schon Erkrankungen mitbringen und einen Rat haben wollen, was sie machen sollen. Und bei Konzerten für junge Leute spielen auch oft Alkohol und Drogen eine Rolle.
Bekommt Ihr etwas von der Stimmung bei den Konzerten mit?
Die Konzerte sind sehr unterschiedlich. Es gibt Konzerte, bei denen wir sehr viel zu tun haben und man kaum etwas mitbekommt – außer die laute Musik im Hintergrund. Es gibt auch Dienste, da haben wir zwischendurch ausgiebig Zeit, den Konzerten zu lauschen, weil wir vorwiegend nur Pflaster kleben müssen.
Welchem Beruf gehst Du normalerweise nach?
Ich habe 2017 Abitur gemacht und arbeite seit Anfang dieses Jahres hauptamtlich im Krankentransport. Langfristig möchte ich gerne in den Rettungsdienst gehen, am liebsten natürlich beim ASB.
Wie viele Helfer sind bei den Konzerten normalerweise im Einsatz?
Das kommt meist auf die Gefährdungslage an und darauf, wie viele Besucher zu dem Konzert erwartet werden bzw. wie viele Karten verkauft wurden. Danach entscheiden wir, ob wir mit zwei oder nur einem Rettungswagen hier vor Ort sind. Mit unserer Feststation und dem Zelt sind wir eigentlich immer hier. Im Schnitt sind jedes Mal zwischen 20 bis 30 Helfer mit dabei.
Was motiviert dich, dich in deiner Freizeit ehrenamtlich zu engagieren?
Angefangen habe ich eigentlich relativ spontan. Ich hatte neben der Schule noch etwas Zeit und musste mit dem Leistungssport aufhören. Ich dachte mir damals, ich könnte die freie Zeit vielleicht in etwas Sinnvolles investieren. Dadurch, dass der ASB hier in Köpenick ganz nah an meinem Wohnort liegt, bin ich persönlich in der Geschäftsstelle vorbeigegangen und habe mich informiert. Danach ging alles sehr schnell.
Welche Voraussetzungen braucht man, um bei Euch mitzumachen?
Vor allem ist es die persönliche Einstellung, die zählt, und die Lust, anderen Menschen zu helfen. Man braucht im Prinzip eigentlich erstmal gar keine Ausbildung. Wenn jemand Freude daran hat, sich um Menschen zu kümmern, im Team zu arbeiten, Zeit mitbringt und bereit ist, sich an den Wochenenden zu engagieren, ist er bei uns grundsätzlich erstmal richtig. Eine Erste-Hilfe-Ausbildung kann man beim ASB machen und wenn man möchte, gibt es regelmäßig Fortbildungen zum Sanitätshelfer oder zum Sanitäter.
Habt Ihr genügend Nachwuchs oder ist das eher ein Problem?
Wir suchen auf jeden Fall immer engagierte Menschen. Nachwuchs zu finden, wird immer schwieriger. Das Ehrenamt hat zunehmend Probleme, Leute zu finden – egal in welchem Bereich im Ehrenamt. Nicht nur uns geht es so, sondern auch den anderen Berliner Regionalverbänden und Hilfsorganisationen.
Wie kommen die Leute auf Euch zu, die sich bewerben wollen?
Das läuft meist ganz informell und sehr entspannt bei uns. Wenn jemand Lust hat, bei uns mitzumachen, schreibt er am besten einfach eine E-Mail oder ruft an, um einen Termin zu vereinbaren und zu einem Gespräch vorbeikommen. Hier können wir nochmal persönlich und ausführlich informieren.
Was macht dir an deiner Arbeit denn am meisten Spaß?
Es erfüllt mich sehr, wenn sich die Leute bei mir bedanken und mir sagen, wie froh sie sind, dass es Helfer vor Ort gibt, an die man sich wenden kann. Wenn ich mit dem Gefühl nach Hause gehe, dass ich meinen Tag sinnvoll verbracht habe und Leuten helfen konnte, macht das einfach ein gutes Gefühl.