Evakuierung nach Fund einer Fliegerbombe
15.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Gemeinsam mit den anderen Berliner Hilfsorganisationen, der Berliner Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk und der Polizei stand am Sonntag die wohl größte und komplexeste Evakuierung seit Jahren an. Nachdem am 19. November auf dem Gelände des Jüdischen Krankenhauses eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden worden war, mussten am Sonntag, den 12.12.2021 alle Menschen im Umkreis von 500 Metern für die Bomben-Entschärfung ihre Wohnungen verlassen.
Rund 15.000 Menschen waren von dieser Maßnahme betroffen und viele von ihnen konnten bei Freunden und Familie unterkommen. Alle anderen sollten sich an einem der drei Sammelpunkte am Rande der Sperrzone einfinden, von wo aus sie zum Mercure Hotel MOA Berlin an der Stephanstraße gebracht wurden – mit Shuttlebussen und einem weiteren Bus, der auch Menschen im Rollstuhl transportieren kann. An der Notunterkunft wurden alle Personen mit einem Schnelltest auf das Corona-Virus getestet. Knapp 300 Personen mussten aufgrund akuter Krankheiten oder altersbedingt mit Rettungswagen oder Krankentransportwagen zur Notunterkunft gebracht werden. Die Corona-Pandemie sorgte hier für eine zusätzliche Komplexität. Positiv auf Corona getestete Personen sowie Personen in Quarantäne wurden unter strengen Infektionsschutzmaßnahmen ebenfalls aus dem Sperrkreis gebracht und in der Notunterkunft isoliert.
Die Herausforderung bestand darin, einzuschätzen, wie viele Personen die Polizeikräfte, die im Sperrgebiet seit dem frühen Morgen von Tür zu Tür gingen, auffinden würden – und wie diese transportiert werden müssten. Es sei wie eine Überraschungstüte gewesen, so Hans-Dieter Schwarze, diensthabender B-Dienst des ASB Berlin, mit Führungsunterstützung durch den ELW-2 des ASB an der Koordination des Einsatzes mitwirkte.
Tagelang wurde der Einsatz geplant, die Kommunikationsstruktur zwischen den Hilfsorganisationen und der Feuerwehr aufgebaut und es fanden tägliche Videokonferenzen statt. Doch trotz intensiver Vorbereitung seien Überraschungen und Zwischenfälle vorprogrammiert gewesen. Immer wieder wurden einzelne Anwohner:innen vorgefunden, die davon überzeugt werden mussten, ihre Wohnungen zu verlassen und auch nach 11:30 Uhr kamen noch Personen bei den Sammelpunkten an. Am späten Nachmittag jedoch konnte das Spezialteam der Polizei mit der Entschärfung beginnen. Ab 18:30 Uhr konnten die Anwohner:innen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Berliner Hilfsorganisationen waren noch bis 23:00 Uhr im Einsatz, um hilfsbedürftige Personen aus der Notunterkunft wieder zurück in ihre Wohnungen zu bringen.
Der gesame Einsatz der Berliner Hilfsorganisationen wurde im Führungsstab der Berliner Feuerwehr koordiniert. Dort wirkte Boris Michalowski, Fachdienstleiter Katastrophenschutz, zusammen mit einem DRK-Vertreter als Fachberater Hilfsorganisation mit. "Wir haben am Sonntag einen der komplexesten und längsten Evakuierungseinsätze in einem Wohngebiet mit einer hohen Anzahl von vulnerablen Gruppen erlebt. Dank des hohen ehrenamtlichen Engagements konnten wir diese Lage trotz der 4. Coronawelle bewältigen. Mein Respekt und mein Dank an alle Einsatzkräfte. Unser Motto "Wir helfen Berlin" war am Sonntag gelebte Wirklichkeit."
Der erfolgreiche Ablauf der Evakuierung des Gebietes konnte nur wegen der intensiven Zusammenarbeit zwischen den Berliner Hilfsorganisationen, der Feuerwehr, Technischen Hilfswerk und der Polizei stattfinden. Wir danken all unseren Ehrenamtler:innen und Helfer:innen für ihre Hilfe an diesem außergewöhnlichen dritten Advent!
Elisabeth Ridder