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Helfer:innen der Berliner Hilfsorganisationen gehen auf Kameramann zu.
Interview

„Ich glaube an das Wunder der Musik“

Mitarbeiterin Laura aus dem Ankunftszentrum Tegel erzählt über den Aufbau einer Musikschule für Flüchtlinge

Laura im Kreis der Kinder

Foto: ASB Berlin/ Olaf Schwandt

Laura ist 40 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Litauen. Seit 11 Jahren wohnt sie in Deutschland, seit knapp einem Jahr arbeitet sie für den ASB im Ankunftszentrum Tegel und engagiert sich hier im Betreuungszentrum der Unterkunft. Rund 140 Mitarbeitende kümmern sich in Tegel um diesen Bereich. Dazu gehört auch, verschiedene Freizeitangebote auf dem riesigen Areal zu schaffen. Laura beispielsweise hat ein eigenes Musikprojekt für die Kinder vor Ort ins Leben gerufen. Sie selbst ist ausgebildete Opernsängerin.

Laura, was genau ist die Idee hinter deiner Initiative?

Es klingt vielleicht naiv, aber ich glaube daran, dass Musik manchmal wirklich Wunder bewirkt. Ich bin hier nach Tegel gekommen, um diese Wunder wahr werden zu lassen und Hoffnung zu verbreiten. Das ist der Grund, warum ich mit Kindern arbeite. Sie sind unsere Zukunft. Und Kinder kann man manchmal ziemlich schnell „reparieren“. Ich selbst bin schon in einem freien Litauen aufgewachsen – das war jedoch nicht immer so. Und niemand weiß, wie lange die Ukraine braucht, um sich zu befreien. Aber die Kinder müssen gesund bleiben, müssen weiterleben.

Wie genau sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Pro Tag kommen etwa zwischen 20 und 30 Kinder aus allen Altersgruppen in meinen Musikraum. Die Älteste ist jetzt 18 Jahre, die Jüngste ist gerade vier geworden. Die Kinder kommen vor allem aus der Ukraine. Zweimal pro Tag findet hier eine Unterrichtsstunde statt. Ich gebe darüber hinaus auch individuellen Unterricht – Klavier und Gesang. Und manchmal kommen die Kinder auch einfach so. Es ist ein Spielraum, der allen offensteht. Oft malen wir hier auch gemeinsam zu klassischer Musik. Die Bilder der Kinder verändern sich im Laufe der Wochen. Außerdem gibt es jede Menge Musikinstrumente, die die Kinder nach Herzenslust ausprobieren können und sich ausdrücken dürfen. 

Und wir beschäftigen uns hier mit musikalischer Erziehung. Wir setzen uns mit verschiedenen Komponisten auseinander und aus welchen Ländern sie kommen. Die Kinder lernen auch Noten und manchmal kommen andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierher, die selber Instrumente spielen und den Kindern darauf etwas zeigen, z.B. auf der Klarinette oder Gitarre. Wir bauen auch selbst Instrumente mit den Kindern. Ich will bei den Kindern das Interesse für die Musik wecken und sie zum Experimentieren anregen.

Wie kam es dazu, dass Du hier in Tegel angefangen hast?

Ich habe vor 11 Monaten meine Arbeit in dem Bereich Betreuung aufgenommen und dann sehr schnell - nach anderthalb Monaten – angefangen, diesen Raum hier aufzubauen. Ich bin mit schon mit dem Ziel hierhergekommen, einen solchen Bereich zu schaffen. Ich bin sehr froh, dass die Menschen, die hier arbeiten, „ja“ zu meinem Plan gesagt haben und die Idee interessant fanden. Dann habe ich an dem Konzept gearbeitet und angefangen, diesen Raum hier aufzubauen.

Was hast Du vorher gemacht?

Ich bin eigentlich ausgebildete Opernsängerin und hatte unter anderem auch einige Auftritte in der Berliner Philharmonie. Aber aufgrund der Situation mit dem Krieg und weil das Thema für uns Menschen aus Litauen sehr sensibel ist, wollte ich einfach etwas geben. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, hier anzufangen. Und ich hatte von Anfang an diesen Plan im Kopf. Dass das Projekt so erfolgreich wird, hatte ich nicht gedacht.

Was ist das Schönste für dich hier?

Wenn ich sehe, dass dieses Projekt den Kindern hilft, sich weiterzuentwickeln und weiter ihren Weg zu finden. Ich bin stolz, dass die Kinder damit anfangen, sich für mehr zu öffnen. Ich freue mich für jeden, der hier gelernt hat, Musik zu machen. Und ich sehe die Entwicklung der Kinder anhand der Bilder. Die Bilder verändern sich im Laufe der Zeit. Und oft gelingt es den Kindern, wieder mehr zur Ruhe zu kommen. Und ich bin sehr froh darüber, dass sie hier Kind sein können.

Was ich noch betonen möchte, ist, dass die ganzen Materialien, mit denen wir hier arbeiten, aus unserem Team kommen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben uns zum Beispiel das ganze Zeichenmaterial geschenkt. Genauso wie Stifte oder Buntpapier. Das ist alles von meinen Kolleginnen und Kollegen spendiert worden, vom ASB Berlin oder wurde privat gesammelt. Ich freue mich sehr über so viel tolle Unterstützung.

 

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für die Musikklasse

Patricia Dichtl