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Helfer:innen der Berliner Hilfsorganisationen gehen auf Kameramann zu.
Interview

Im Einsatz für den Bevölkerungsschutz: Wir bilden das Ehrenamt aus

Circa 180 Menschen engagieren sich derzeit beim ASB Berlin im Bevölkerungsschutz. Am 1. September stellen wir Euch diesen Bereich auf dem Blaulichtfest in der Ladestraße beim Technikmuseum vor. Wir freuen uns darauf, Besucher und Besucherinnen über unsere Arbeit im Katastrophenschutz aufzuklären und mit viel Praxisbezug zu veranschaulichen. Und die gute Nachricht lautet: Man kann bei uns mitmachen. Wir freuen uns über alle, die Lust haben, sich bei uns ausbilden zu lassen. Boris Michalowski, Fachdienstleiter Katastrophenschutz, hat die Informationen hierzu.

Boris, welche Möglichkeiten gibt es, wenn man beim ASB im Bereich Katastrophenschutz aktiv werden möchte?

Wer sich engagieren möchte, der nimmt gerne Kontakt zu uns auf (Anm.: unter '{]=8+ZAx*spLnN31CMO~hY.ma|b$76T]#[n]Rv+{M-imY_@R3&$=d-rKakSTiLoDu6). Wir fragen, woran genau Interesse besteht und aus welcher Region von Berlin die Person kommt. Wir vermitteln in der Regel an die örtlich zuständige Regionalgliederung. Wir haben ein sehr breites Spektrum – klassische Landrettung und Sanitätsdienst auf der einen Seite, und natürlich die Wasserrettung als weiteres großes Feld auf der anderen Seite. Im Gespräch stellen wir dar, welche Engagementfelder es im Bereich Bevölkerungsschutz gibt: das wären ganz klassisch Sanitätsdienst, Betreuungsdienst sowie Verpflegungsdienst. Und dann haben wir natürlich noch ein paar Spezialthemen, wie Technik, Sicherheit & Logistik, den Fernmeldedienst, die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) und die AG Maske.

Wie würde es nach der ersten individuellen Beratung dann weitergehen?

Jeder im ASB sollte als wichtigste Voraussetzung zunächst einmal einen Erste-Hilfe-Kurs haben. Der Start der Ausbildung sollte die Einsatzkräftegrundausbildung sein. Diese dauert bei uns 40 Unterrichtseinheiten und befähigt grundsätzlich dazu, dass man einfache Tätigkeiten durchführen kann. Die Ausbildung befähigt zur Mitwirkung in allen Fachbereichen – Sanitätsdienst, Betreuungsdienst, Verpflegungsdienst sowie Technik, Sicherheit & Logistik.
Danach entscheiden die Leute, welche Fachausbildung sie am meisten interessiert. Die sanitätsdienstliche Ausbildung absolvieren eigentlich alle Personen. Wir bieten verschiedene Ausbildungsmodule an: Betreuungsdienst, Verpflegungsdienst sowie Technik, Sicherheit & Logistik. Und dann haben wir noch die Führungsunterstützung. Zusätzlich kommen noch ein paar weitere Qualifikationsmöglichkeiten, wie die Sprechfunkausbildung oder eine Basisschulung in psychosozialer Notfallvorsorge für Sanitäts- und Betreuungskräfte, hinzu.
Nach der Fachausbildung kann auch eine Führungsausbildung absolviert werden. Oder spezielle Ausbildungen wie die Qualifizierung zur Rettungssanitäterin oder zum Rettungssanitäter.

Was kann man schon allein mit der Einsatzkräftegrundausbildung machen?

Bei dieser Grundausbildung greifen wir bereits Themen aus den Bereichen Sanitätsdienst, Betreuungsdienst/ Verpflegungsdienst sowie Technik, Sicherheit & Logistik auf. Wir vermitteln die ersten Aufgaben, z.B. wie wird ein Zelt aufgebaut, wie wird ein Stromaggregat betrieben, wie wird ein Feuer gelöscht, wie wird eine Verpflegungsausgabe aufgebaut. Wir vermitteln in dieser Ausbildung erste Kompetenzen und einfache Hilfstätigkeiten, die die Einsatzkräfte dann entsprechend auch in den jeweiligen Fachbereichen durchführen können.
Was sollten Leute mitbringen, die mit dem Gedanken spielen, sich ehrenamtlich im Bevölkerungsschutz zu engagieren?
Wichtig ist auf alle Fälle die Bereitschaft, sich einzubringen und auch die Zeit zu investieren. Ansonsten geht es darum, in seiner regionalen Gliederung aktiv zu sein, dort den Kontakt zur Einsatzmannschaft und den jeweiligen Führungskräften zu halten.

Und welche persönlichen Eigenschaften sind wichtig?

Wichtig finde ich Offenheit und die Bereitschaft zu lernen und sich dann entsprechend zu engagieren. Uns ist jeder Mensch willkommen.

Kannst Du noch ein paar Beispiele nennen, was typische Inhalte in den Ausbildungen sind?

Im Erste-Hilfe-Kurs zunächst die klassischen Lebensrettungssofortmaßnahmen. In der Einsatzkräftegrundausbildung geht es darum, zu verstehen, wie die Gefahrenabwehr funktioniert, wie Bevölkerungsschutz in Deutschland und auch landesspezifisch hier in Berlin funktioniert. Da werden u.a. die Einheiten und Strukturen vorgestellt. Ein wichtiges Thema ist außerdem die Gefahrenlehre an der Einsatzstelle und der Arbeitsschutz, also Sicherheit & Gesundheit im Einsatz.
Die sanitätsdienstlichen Ausbildungen sind sehr stark individualmedizinisch geprägt. Es geht viel um weitere Erkrankungs- und Verletzungsmuster sowie um technische Fähigkeiten, z.B. wie bestimmte Verbände angelegt werden, wie ärztliche Maßnahmen assistiert werden. Und es geht um sicheres Retten und Tragen.
Beim Aufbaumodul Bevölkerungsschutzsanitäter/in geht es dann mehr um die Einsatztaktik und um Medizin in Bevölkerungsschutzlagen, beispielwseise bei einem Massenanfall von Verletzten. Wie funktioniert eine Patientenablage, wie wird ein Behandlungsplatz aufgebaut?
Beim Betreuungsdienst geht es darum, dass es bei allen möglichen Lagen nicht nur Menschen gibt, die verletzt sind, sondern die in irgendeiner sonstigen Weise vom Ereignis betroffen sind. Die sogenannten unverletzten Betroffenen. Menschen, die zum Beispiel einen schlimmen Verkehrsunfall gesehen haben. Oder Menschen, die geplant evakuiert werden müssen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft werden muss, und über einen bestimmten Zeitraum betreut oder untergebracht werden. Ein weiteres Beispiel ist das Ahrtal, wo mehrere Tausend Menschen ihre Wohnungen oder ihre Häuser verloren haben. Das kann auch der Brand von einem großen Hochhaus sein, wenn mehrere Wohnungen nicht bewohnbar sind.

Gibt es einen Bereich, für den Ihr besonders hohen Bedarf an neuen Ehrenamtlichen habt?

Den Großteil der Kräfte brauchen wir im Bereich Sanitätsdienst, Betreuungsdienst und insbesondere auch Verpflegungsdienst. Gerade im Verpflegungsdienst haben wir hohen Personalbedarf. In großen Einsatzlagen, zum Beispiel, wenn Menschen ihre Wohnung verloren haben, werden sie zunächst erstmal durch den Betreuungsdienst betreut. Und dann müssen sie natürlich irgendwann auch verpflegt werden. Genauso wie die jeweiligen Einsatzkräfte. Das ist zwar durchaus eine anstrengende, aber auch eine sehr lohnenswerte Arbeit. Wenn wir zum Beispiel an unsere Europameisterschaft denken, da hat unser Verpflegungsdienst viele Fans gewonnen. Das trägt natürlich unglaublich zur Motivation bei.

Wie viel Zeit pro Woche sollte man durchschnittlich in etwa aufwenden, wenn man sich bei Euch engagieren möchte?

So 10 – 12 Stunden pro Monat sollte man schon einrechnen. In der Anfangsphase, also gerade wenn man die Ausbildung macht, wird es sicherlich etwas mehr sein. Aber im Durchschnitt geht man einmal pro Monat zu seiner regionalen Gliederung und nimmt etwa einmal im Monat an einem Dienst teil. Das ist sehr individuell. Es gibt Menschen, die jede Woche 10 oder 20 Stunden für ihr Ehrenamt aufwenden, weil sie jedes Wochenende im Einsatz sind.

Was sind Eure aktuellen Herausforderungen?

Aktuelle Themen, die uns betreffen, sind zum Beispiel der Umgang mit dem demographischen Wandel. Wir merken, dass die Bevölkerung immer älter und auch immer kränker wird. Großes Thema ist daher der Pflegebedarf in Betreuungslagen. Das andere große Thema ist die Zivilschutzfähigkeit – unter dem Stichwort „Operationsplan Deutschland“. Wir müssen darauf achten, dass wir uns zivilschutzfähig machen, d.h. wie können wir einsatzfähig sein, auch unter der Annahme, dass bestimmte Infrastrukturen vielleicht nicht mehr funktionieren oder von der Bundeswehr benötigt werden. In einer Zivilschutzlage wäre unser Hauptauftrag erstmal, dass wir als ASB uns um die Zivilbevölkerung kümmern.

Warum sollte man sich bei Euch engagieren?

In erster Linie um des guten Gefühls wegen, wirklich etwas Gutes zu tun. In aller Regel hat man eine tolle Gemeinschaft. Und es gibt auch ein paar Highlights, die man vielleicht sonst so nicht hat. Es gibt hier in Berlin im Bereich Sanitätsdienst ein paar attraktive Veranstaltungen, die wir mitbetreuen – seien es die großen Fußballspiele oder Konzerte. Und man erlernt natürlich auch sehr gute Fähigkeiten. Wir haben eine hoch qualitative Ausbildung, die einem auch im privaten Bereich etwas nützt und die durchaus von Arbeitgebern geschätzt wird. Man ist nicht nur einfacher Ersthelfer, sondern richtig ausgebildeter Sanitäter. Es ist wird für Unternehmen zunehmend wichtig, resilient zu sein. Wenn man eine entsprechende Bevölkerungsschutzausbildung mitbringt, hat man in dieser Hinsicht nochmal einen anderen Stellenwert.

Vielen Dank für das Gespräch!