im Gespräch mit Vanessa Schirm, Rettungssanitäterin beim ASB Berlin
Vanessa Schirm, 21 Jahre alt, arbeitet seit November letzten Jahres als Rettungssanitäterin beim ASB Berlin. Seit Ende August macht sie berufsbegleitend eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin.
Vanessa, wie bist Du zum ASB Rettungsdienst gekommen?
Ich habe nach dem Abitur zunächst erstmal Pharmazie studiert und mich darüber informiert, welcher Arbeitgeber auch Teilzeitstellen anbietet. So bin ich auf den ASB Berlin gestoßen. Nach der Kontaktaufnahme mit Herrn Müller, dem Leiter Rettungsdienst, habe ich meine Bewerbung eingereicht und eine Woche später schon den Vertrag unterschrieben. Der Rettungsdienst hat mich schnell so sehr gepackt, dass ich mein Studium aufgegeben habe und jetzt berufsbegleitend die fünfjährige Ausbildung zur Notfallsanitäterin absolviere.
Inwieweit war das schon immer ein Berufsziel von dir?
Ich wollte auf alle Fälle etwas im medizinischen Sektor machen. Über die Bereiche Pflege und den Hebammen-Beruf hatte ich schon mal nachgedacht. Bis ich einmal in einer Praktikumsschicht auf dem Rettungswagen mitgefahren. Ich war quasi „schockverliebt“ in den Beruf.
Ist das bis heute so geblieben?
Auf jeden Fall. Und es gibt eine hohe Motivation, jeden Morgen dafür aufzustehen. Ich glaube, diesen Beruf kann man nur machen, wenn man ihn liebt. Alleine die Schattenseiten, wie der Schichtdienst, die Arbeit am Wochenende, schlechte Planbarkeit oder kurzfristiges Einspringen - das kann man nur machen, wenn man sich mit dem Beruf sehr identifiziert. Natürlich lernt man auch, dass der Beruf nicht nur schöne Seiten hat, dass man nicht jedem helfen kann. Aber wenn wir wiederum helfen können, bereitet mir das jedes Mal ein sehr gutes Gefühl.
Habt Ihr die Möglichkeit, Supervisionen oder Einsatznachsorge in Anspruch zu nehmen?
Auf jeden Fall, darauf kann man natürlich zurückgreifen. Im Rettungsdienst stößt man ja immer nur auf Situationen, wo es nicht weitergeht. Dann kommen wir ins Spiel. Manchmal verfolgt einen das auch und man nimmt das Erlebte mit nach Hause. Generell hat hier jeder eigene Strategien und Mechanismen, damit umzugehen. Das ist auch Teil der Ausbildung.
Was motiviert dich am meisten an dem Beruf?
Das Helfen an sich. Die 112 ist ja für viele die letzte Instanz, an die sich Menschen wenden, wenn sie nicht mehr weiterwissen, wenn sich also Leute in Lebenslagen befinden, wo sie nicht mehr alleine klarkommen - sei es medizinisch, psychologisch oder aus ganz anderen Gründen. Dann versuchen wir alles, was in unserer Macht steht, zu helfen. Natürlich geht das nicht immer gut aus, aber das ist leider der Lauf der Dinge. In der Regel macht es aber viel Spaß. Auch dass jeder Tag anders aussieht und man nie weiß, was der Tag letztendlich bringt. Auf jeden Fall ist bei dem Beruf sehr viel Abwechslung mit dabei.
Wie lange dauert ein Regeleinsatz?
Normalerweise dauert der durchschnittliche Einsatz circa eine Stunde - vom Alarmierungszeitpunkt bis zum Abschluss. Aber es gibt immer Einsätze, die wesentlich länger dauern, zum Beispiel, wenn die Menschen im 5. Stock wohnen - ohne Fahrstuhl - und womöglich nicht laufen können. Das kann dann mitunter auch körperlich sehr anstrengend sein.
Welche besonderen Highlights hast Du im Laufe deines Berufslebens schon erlebt?
Das war eine Geburt vor ein paar Monaten. Auf einem Parkplatz, auf der Rückbank eines VW Passats - im Regen. Das war wirklich krass. Man sagt oft, die Geburt sei das einzig Schöne, was man im Rettungsdienst sieht, ein Ereignis, beim dem einfach alle rundherum glücklich sind. Als wir am Einsatzort ankamen und ausgestiegen sind, um uns ein Bild vor Ort zu machen, war das einzige, was meine Kollegin noch sagt „Kopf“. Und dann haben wir eben die Entbindung vor Ort gemacht. Es ist zum Glück alles unkompliziert verlaufen. Der kleine Mann hat sofort geschrien. Wir haben noch den Notarzt nachalarmiert, haben die Erstdiagnostik vorgenommen, den Jungen ganz dick eingepackt und sind direkt ins Krankenhaus gefahren.
Werdet Ihr auf solche Einsätze auch in der Ausbildung vorbereitet?
Ja, weil so etwas immer wieder vorkommen kann. Eine Geburt kann auch in einem Rettungswagen passieren, wenn der Weg ins Krankenhaus zu weit ist. Der Zeitpunkt, wann das Kind kommt, lässt sich ja nun mal nicht verschieben. Der Notfallsanitäter ist insgesamt eine sehr allumfassende Ausbildung, da beschäftigt man sich wirklich mit sämtlichen Sparten der Medizin und schaut sich jeden biochemischen Prozess im Körper genau an. Wir haben daneben auch viel Praxistraining. In unserer Schule haben wir zum Beispiel eine Notaufnahme und eine Intensivstation. Wir haben einen Geburten-Simulator und wir haben einen Heli im Hof stehen. Außerdem lernen wir Schemata und Strukturen, nach denen wir bei jedem Einsatz vorgehen.
Erhaltet Ihr nach Euren Einsätzen manchmal noch Einblick mit, wie es mit dem Patienten/ der Patientin weitergegangen ist?
In der Regel nicht. Und das ist für viele auch wichtig, um den Job überhaupt bewältigen zu können, weil es einem hilft, sich nach einem Einsatz abzugrenzen. Man kann nicht jeden Fall an sich ranlassen.
Was hältst Du allgemein vom ASB als Arbeitgeber? Kannst Du den ASB Berlin empfehlen?
Ich erlebe hier ein sehr menschliches Miteinander. Der ASB als Arbeitgeber bemüht sich auf alle Fälle, wirklich auf seine Mitarbeiter einzugehen und Dienst- und Freiwünsche zu berücksichtigen. Es ist wie überall, wenn man dem Arbeitgeber von seiner Seite aus entgegenkommt, bekommt man auch viel zurück, zum Beispiel, wenn man mal außer planmäßig einspringt. Und die Zusatzdienste werden auf alle Fälle auch sehr gut vergütet. Außerdem habe ich die Möglichkeit, meine Ausbildung berufsbegleitend über den ASB zu machen.
Was erwartet die neuen Kollegen sonst noch bei Euch?
Vor allem sind wir wirklich ein nettes Team. Das sagen uns übrigens auch sehr viele, die von außerhalb kommen. Und wir versuchen, jeden mit an die Hand zu nehmen. Jeder Notfallsanitäter kann sich bei uns auf seinen Rettungssanitäter verlassen und andersrum.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin!