„Leichtathletik-Events sind etwas Besonderes“ - im Gespräch mit Boris Michalowski
Boris Michalowski ist seit seiner Kindheit beim ASB. In seiner Freizeit leitet er ehrenamtlich Sanitätseinsätze bei Großveranstaltungen. In diesen Tagen begleitet er die Leichtathletik EM. Wir trafen Boris am ersten Tag der EM an seinem Arbeitsplatz - in der zentralen Koordinierungsstelle im Olympiastadion.
Boris, was genau ist deine Aufgabe bei der Leichtathletik EM?
Ich bin stellvertretender Einsatzleiter und Fachberater Sanitätsdienst. Ich sitze hier in der sogenannten Koordinierungsstelle. Dieses System hat sich in den letzten Jahren im Rahmen der Veranstaltungssicherheit entwickelt.
Was genau passiert in der Koordinierungsstelle?
Hier sitzen alle Sicherheitspartner des Veranstalters zusammen - vom Ordnungsdienst, Polizei, Feuerwehr oder wir als Sanitätsdienst. Auf mögliche Krisensituationen können wir gemeinsam unmittelbar reagieren. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass es sinnvoll ist, wenn die Sicherheitspartner eng miteinander kooperieren. Wir haben auch im Vorfeld schon sehr eng zusammengearbeitet und beispielsweise Zuarbeiten zum Sicherheitskonzept geleistet. Unser Ziel ist es, zusammen für die Sicherheit der Zuschauer und natürlich auch der Sportler zu sorgen.
Was unterscheidet die Leichtathletik EM von anderen Sportevents, auf denen Ihr auch den Sanitätsdienst macht?
Leichtathletik Events sind etwas Besonderes. Hier gibt es keine großen Fan Lager wie beim Fußball, die jeweils ihre eigene Mannschaft anfeuern. Wenn hier zum Beispiel der Schuss für den 100-Meter-Lauf fällt, bebt das ganze Stadion und alle feiern mit. Es gibt so viele kleine Highlights. Gefühlt findet alle 15 Minuten ein Finale statt. Das gesamte Stadion fiebert mit und es herrscht eine tolle und mitreißende Stimmung.
Die Leichtathletik EM ohne Sanitätsdienst. Was würde passieren?
So eine Veranstaltung wäre ohne den Sanitätsdienst gar nicht durchzuführen. Heute, beim Auftakt der EM, waren noch nicht ganz so viele Menschen hier. Aber wenn das Olympiastadion voll ist, gehen hier 74.000 Menschen ein und aus. Das ist vergleichbar mit einer Kleinstadt und da passiert natürlich immer wieder etwas. Das geht beim kleinen Wehwehchen los, zum Beispiel, dass sich jemand irgendwo stößt, aber es kann bei solchen Hitzelagen wie zur Zeit natürlich auch zur Hitzeerschöpfung oder sogar zu einem gefährlichen Sonnenstich kommen. Wir als Sanitätsdienst sind dafür da, dass wir unmittelbar und schnell helfen können und die Hilfsfrist verkürzen.
Wurdet Ihr in der Vergangenheit bei solchen Einsätzen schon mal von Zuschauern an Eurer Arbeit behindert?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich kann es sehr voll werden. Hier im Stadion ist es grundsätzlich unproblematischer, da die Menschen in Blöcken sitzen. An der Europäischen Meile am Breitscheidplatz gibt es mehr Durchgangsverkehr, da kann es schon mal enger werden. Ich kann nur aus meiner langen Erfahrung als Sanitäter berichten, wenn man freundlich und bestimmt sagt ‚Achtung Sanitätsdienst. Bitte lassen Sie uns durch. Wir müssen zum Patienten‘ ist mir bisher immer Platz gemacht worden.
Die Temperaturen werden in den nächsten Tagen weiter steigen. Was können die Zuschauer tun, um sich vor der Hitze zu schützen?
Wir können nur empfehlen: Nehmen Sie als Zuschauer die Witterungsverhältnisse ernst. Achten Sie auf ausreichend Sonnenschutz. Benutzen Sie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und tragen Sie eine Kopfbedeckung. Vor allem Kinder und ältere Menschen sind bei diesen Temperaturen sehr anfällig für einen Sonnenstich. Und noch ein persönlicher Tipp von mir: Ein Basecap nehmen, die Kappe mit kaltem Wasser nass machen und auf den Kopf setzen. Die Verdunstungskälte wirkt wahre Wunder.
Grundsätzlich sollte man auf körperliche Warnhinweise achten. Wenn man sich schlapp fühlt oder es mit Kopfschmerzen losgeht, bitte unbedingt den Sanitätsdienst aufsuchen. Sie finden uns im Stadion und ebenfalls an der Europäischen Meile. Sie können sich ansonsten auch an den Ordnerdienst wenden, der auch weiß, wo wir zu finden sind. Oder Sie wählen gegebenenfalls auch den Notruf, dann sind wir auch ganz schnell beim Patienten.
Was wünschst Du Dir für diese Veranstaltung?
Aus Sicht der Einsatzleitung wünsche ich mir natürlich, dass wir eine gute und reibungslose Veranstaltung erleben werden. Und dass die ganzen organisatorischen Arbeiten, die wir im Vorfeld getan haben, ihre Wirkung zeigen und sich möglichst wenig Leute verletzen oder erkranken.
Für unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hoffe ich, dass bei der EM trotz der ganzen Arbeit, die wir alle sehr ernst nehmen, ein kleines bisschen Spaß und Freude mit dabei sind.
Da schließen wir uns an und wünschen den Zuschauern, Sportler und den Sanitätern des ASB Berlin sowie der anderen Hilfsorganisationen eine gute Veranstaltung.