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Helfer:innen der Berliner Hilfsorganisationen gehen auf Kameramann zu.

Und manchmal reicht die Zeit nicht mehr, um den letzten Wunsch zu erfüllen

Nachdenklich, traurig, dankbar, berührt und in tiefer Verbundenheit mit dem Leben und dem Weg aus dem Leben, gehe ich aus dieser Woche heraus.

Alles begann mit dem Wunsch "noch einmal mit meinem Enkel ein Herthaspiel erleben". Vor circa zwei Wochen begann ich mit der Organisation der Wunscherfüllung. Gemeinsam mit dem Hospiz wurden alle medizinischen Details besprochen, zwei Wunscherfüller waren sofort bereit, die Fahrt zu übernehmen. Zum Glück werden wir immer wieder wunderbar vom Team von Hertha unterstützt und haben sehr schnell VIP Tickets, einen Rollstuhlplatz und sogar einen Tisch mit Verköstigung zugesagt bekommen. Selbst eine kleine Überraschung für unseren Wünschenden wurde mir verraten.

Für uns gab es ein Highlight, das erste Mal seit Beginn unseres Projektes (2016) stimmte ein Wünschender einer filmischen Begleitung der Wunschfahrt zu und wir nahmen dieses Angebot an. Jetzt war klar, dass auch ich die Wunschfahrt begleiten werde.

Die Reporterin und ich besuchten den Wünschenden, wir lernten uns kennen, zeigten ihm den Wünschewagen und erzählten ihm, was ihn beim Spieltag erwartet. Eine Begegnung, die ich nie vergessen werde. Was für ein starker Mensch. Er wirkte auf mich ganz klar, weise, vor Humor strotzend - mit wunderbarsten Lachfalten, ein unheimlich guter Erzähler und so charmant. Er hat es geschafft, dass wir uns willkommen gefühlt haben. Seinen Erzählungen über sein Leben und seine ganz besondere Verbindung zu Hertha, von klein auf, zu lauschen, hat so viel Spaß gemacht. Meine Vorfreude auf die gemeinsame Wunschfahrt stieg immer mehr. Vor allem durch das Spüren seiner Freude und seiner unglaublichen Liebe und Wertschätzung, die er mit diesem Wunsch seinem Enkel schenkte. Fast nebenbei machte die Reporterin feinste Filmaufnahmen.

Weil er all seine Trikots bereits verschenkt hatte, fuhr ich nach dem Treffen schnell in den Herthashop und kaufte eine Fleecedecke und den kuscheligsten Schal, um ihn auf der Wunschfahrt zu überraschen und richtig warm einzupacken.

Dann gestern Morgen der Anruf aus dem Hospiz. Unserem Wünschenden geht es nicht gut. Er traue sich nicht mehr zu, die Fahrt zu machen. Seine Krankheit schwächt ihn zu sehr. Es tue ihm leid, dass wir all das für ihn organisiert haben und er absagen muss. Ich halte inne, denke an ihn, seinen Wunsch und unser Treffen, die Tränen kullern. Ich rufe die ehrenamtlichen Wunscherfüller an, melde mich bei Hertha und der Reporterin. Wir fühlen alle mit, bedauern es, dass wir den Wunsch nicht mehr erfüllen können. Alle haben Verständnis. Auch dies gehört zum Wünschewagen dazu. Wir, das Wünschewagen-Team, wissen es und haben es schon oft erlebt.

Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin des Hospizes entscheide ich, unseren Wünschenden zu besuchen, ihm die Decke und den Schal zu bringen und ihm vor allem selbst zu sagen, dass all das in Ordnung ist. Dass wir dankbar sind, dass wir ihn bei seinem Wunsch begleiten durften. Dass all das, was wir bis hierhin erlebt haben, für uns kostbar ist. Auch die Sozialarbeiterin erzählt, wie schön es für den Wünschenden ist, so viel Würdigung von uns erhalten zu haben. Auch Vorfreude ist Freude. Sie hat Kraft geschenkt, Gespräche über einen ganz wichtigen Teil seines Lebens ermöglicht und Verbindung zwischen so vielen Menschen entstehen lassen.

Ich bringe ihm die Decke, decke ihn damit zu. Seine Augen strahlen. Er ist schwach. Sein Humor begleitet ihn und wir lachen zusammen. Die Sozialarbeiterin und ich bleiben noch eine ganze Weile, bis wir uns verabschieden.

Ob ich mir die Begegnung mit unserem Wünschenden in diesem Moment zutraue, fragte mich die Sozialarbeiterin. Keine Sekunde musste ich darüber nachdenken. Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen. Abschied nehmen. Er hat mich reich beschenkt in der gemeinsamen Begegnung. Ich durfte einen weiteren Menschen erleben, der keine Angst hat vor dem Tod. Der einen Ort mit dem Hospiz gefunden hat, an dem ihm sehr viel Gutes auf seinem Weg begegnet, er in den liebevollsten Händen ist. Der Zugehörige hat, die fest an seiner Seite sind und ganz klar entschieden hat, wie sein Weg aus dem Leben sein soll. Ich bin dankbar, dass ich auch diesem Teil unseres Lebens begegnen darf. Es stärkt auch mich. In meinem eigenen Weg mit dem, dass wir alle Sterben werden und dass es okay ist und dieser letzte Schritt dazu gehört.

Und dann stelle ich fest, dass auch eine Wunscherfüllung, die nicht bis zum eigentlichen Wunschtag gehen konnte, sehr wertvoll ist. Meinem Eindruck nach für uns alle drei - den Wünschenden, die Sozialarbeiterin und auch für mich. Ich hoffe auch für die Zugehörigen, die Reporterin, die Menschen von Hertha und unsere Wunscherfüller. Wir hätten es gemeinsam möglich gemacht, seinen Wunsch zu erfüllen und das wusste unser Wünschender.

Heute zum Stadtderby sind meine Daumen ganz fest für Hertha gedrückt und für unseren Wünschenden. Dass er seinen Abschied von Hertha, stiller und leiser als gedacht, doch hoffentlich mit einem Sieg von Hertha nehmen wird.

HaHoHe!


Geschrieben: Ann-Brit Keck am 28.01.2023 (Projektleitung Wünschewagen Berlin)

Nachdenklich, traurig, dankbar, berührt und in tiefer Verbundenheit mit dem Leben und dem Weg aus dem Leben, gehe ich aus dieser Woche heraus.

Alles begann mit dem Wunsch "noch einmal mit meinem Enkel ein Herthaspiel erleben". Vor circa zwei Wochen begann ich mit der Organisation der Wunscherfüllung. Gemeinsam mit dem Hospiz wurden alle medizinischen Details besprochen, zwei Wunscherfüller waren sofort bereit, die Fahrt zu übernehmen. Zum Glück werden wir immer wieder wunderbar vom Team von Hertha unterstützt und haben sehr schnell VIP Tickets, einen Rollstuhlplatz und sogar einen Tisch mit Verköstigung zugesagt bekommen. Selbst eine kleine Überraschung für unseren Wünschenden wurde mir verraten.

Für uns gab es ein Highlight, das erste Mal seit Beginn unseres Projektes (2016) stimmte ein Wünschender einer filmischen Begleitung der Wunschfahrt zu und wir nahmen dieses Angebot an. Jetzt war klar, dass auch ich die Wunschfahrt begleiten werde.

Die Reporterin und ich besuchten den Wünschenden, wir lernten uns kennen, zeigten ihm den Wünschewagen und erzählten ihm, was ihn beim Spieltag erwartet. Eine Begegnung, die ich nie vergessen werde. Was für ein starker Mensch. Er wirkte auf mich ganz klar, weise, vor Humor strotzend - mit wunderbarsten Lachfalten, ein unheimlich guter Erzähler und so charmant. Er hat es geschafft, dass wir uns willkommen gefühlt haben. Seinen Erzählungen über sein Leben und seine ganz besondere Verbindung zu Hertha, von klein auf, zu lauschen, hat so viel Spaß gemacht. Meine Vorfreude auf die gemeinsame Wunschfahrt stieg immer mehr. Vor allem durch das Spüren seiner Freude und seiner unglaublichen Liebe und Wertschätzung, die er mit diesem Wunsch seinem Enkel schenkte. Fast nebenbei machte die Reporterin feinste Filmaufnahmen.

Weil er all seine Trikots bereits verschenkt hatte, fuhr ich nach dem Treffen schnell in den Herthashop und kaufte eine Fleecedecke und den kuscheligsten Schal, um ihn auf der Wunschfahrt zu überraschen und richtig warm einzupacken.

Dann gestern Morgen der Anruf aus dem Hospiz. Unserem Wünschenden geht es nicht gut. Er traue sich nicht mehr zu, die Fahrt zu machen. Seine Krankheit schwächt ihn zu sehr. Es tue ihm leid, dass wir all das für ihn organisiert haben und er absagen muss. Ich halte inne, denke an ihn, seinen Wunsch und unser Treffen, die Tränen kullern. Ich rufe die ehrenamtlichen Wunscherfüller an, melde mich bei Hertha und der Reporterin. Wir fühlen alle mit, bedauern es, dass wir den Wunsch nicht mehr erfüllen können. Alle haben Verständnis. Auch dies gehört zum Wünschewagen dazu. Wir, das Wünschewagen-Team, wissen es und haben es schon oft erlebt.

Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin des Hospizes entscheide ich, unseren Wünschenden zu besuchen, ihm die Decke und den Schal zu bringen und ihm vor allem selbst zu sagen, dass all das in Ordnung ist. Dass wir dankbar sind, dass wir ihn bei seinem Wunsch begleiten durften. Dass all das, was wir bis hierhin erlebt haben, für uns kostbar ist. Auch die Sozialarbeiterin erzählt, wie schön es für den Wünschenden ist, so viel Würdigung von uns erhalten zu haben. Auch Vorfreude ist Freude. Sie hat Kraft geschenkt, Gespräche über einen ganz wichtigen Teil seines Lebens ermöglicht und Verbindung zwischen so vielen Menschen entstehen lassen.

Ich bringe ihm die Decke, decke ihn damit zu. Seine Augen strahlen. Er ist schwach. Sein Humor begleitet ihn und wir lachen zusammen. Die Sozialarbeiterin und ich bleiben noch eine ganze Weile, bis wir uns verabschieden.

Ob ich mir die Begegnung mit unserem Wünschenden in diesem Moment zutraue, fragte mich die Sozialarbeiterin. Keine Sekunde musste ich darüber nachdenken. Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen. Abschied nehmen. Er hat mich reich beschenkt in der gemeinsamen Begegnung. Ich durfte einen weiteren Menschen erleben, der keine Angst hat vor dem Tod. Der einen Ort mit dem Hospiz gefunden hat, an dem ihm sehr viel Gutes auf seinem Weg begegnet, er in den liebevollsten Händen ist. Der Zugehörige hat, die fest an seiner Seite sind und ganz klar entschieden hat, wie sein Weg aus dem Leben sein soll. Ich bin dankbar, dass ich auch diesem Teil unseres Lebens begegnen darf. Es stärkt auch mich. In meinem eigenen Weg mit dem, dass wir alle Sterben werden und dass es okay ist und dieser letzte Schritt dazu gehört.

Und dann stelle ich fest, dass auch eine Wunscherfüllung, die nicht bis zum eigentlichen Wunschtag gehen konnte, sehr wertvoll ist. Meinem Eindruck nach für uns alle drei - den Wünschenden, die Sozialarbeiterin und auch für mich. Ich hoffe auch für die Zugehörigen, die Reporterin, die Menschen von Hertha und unsere Wunscherfüller. Wir hätten es gemeinsam möglich gemacht, seinen Wunsch zu erfüllen und das wusste unser Wünschender.

Heute zum Stadtderby sind meine Daumen ganz fest für Hertha gedrückt und für unseren Wünschenden. Dass er seinen Abschied von Hertha, stiller und leiser als gedacht, doch hoffentlich mit einem Sieg von Hertha nehmen wird.

HaHoHe!


Geschrieben: Ann-Brit Keck am 28.01.2023 (Projektleitung Wünschewagen Berlin)

Unser Wünschender (rechts vorne) zusammen mit Mitarbeiterinnen aus dem Hospiz und Projektleiterin Ann-Brit Keck (links hinten)

Foto: Sophie Peschke