Wiederbelebung für blinde Menschen – der ASB gibt Erste-Hilfe-Kurse für den Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin
Rund 25.000 Menschen in Berlin können nicht oder nur eingeschränkt sehen. Blinde Menschen nehmen genauso wie sehfähige Personen am öffentlichen Leben teil und können somit genau wie sie zu Beteiligten eines Unfallgeschehens werden. Zu wissen, wie man sich selbst und andere in so einem Fall helfen kann, kann nicht nur Leben retten, es trägt auch ein kleines Stück weit zur eigenen Autonomie bei.
Der Regionalverband ASB Berlin-Südwest macht blinde Menschen fit in Erster Hilfe. Ende März schlossen insgesamt 13 Menschen erfolgreich einen mehrtägigen Kurs ab. Bestandteil davon waren neben mehreren Telefontrainings auch zwei Tage Erste-Hilfe vor Ort. Die Kooperation zwischen dem ASB Berlin-Südwest und dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) kam schon vor etwa zwei Jahren zustande. Nun konnten die Teilnehmenden endlich die letzten Bausteine des Kurses erleben und erlernen.
Leider sind Unfälle und Stürze, vor allem im Haushalt, keine Seltenheit unter blinden Menschen. Aber auch die Vorstellung, dass einer nahestanden Bezugsperson etwas zustößt, versetzt viele blinde Menschen in Sorge. Zu wissen, was hier im Ernstfall zu tun ist, erhöht das eigene Sicherheitsempfinden. Und manchmal reicht es schon zu wissen, wie man jemand anderen am Unfallort dazu anleitet, erste lebensverlängerte Maßnahmen einzuleiten, eine Kopfverletzung zu versorgen oder einen Verband richtig anzulegen. Beim Üben der einzelnen Maßnahmen stellt sich das Ausbildungsteam des ASB Südwest in besonderer Weise auf die blinden Menschen ein, jeder Schritt wird detailliert beschrieben: „Die Anweisungen müssen noch viel genauer sein als sonst, alles läuft über das Hören und das Fühlen“, erklärt Frank Behrens von ASB Berlin-Südwest, der die Kooperation ins Laufen gebracht hat. So werden die einzelnen Bestandteile des Praxisteils, wie Reanimation, Druckverband, stabile Seitenlage, Wundermittlung und -versorgung an die Situation der Teilnehmer angepasst. Auch im theoretischen Teil stellen sich die ASB-Dozenten in besonderer Weise auf ihr Publikum ein. Statt mit Flipcharts und Powerpoint werden die entsprechenden Fakten bildlich über Geschichten vermittelt.
Die Nachfrage, ob sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zutrauen würden, das Gelernte auch im wirklichen Leben anzuwenden, beantworten die meisten mit einem eindeutigen Ja, so wie 47-jährige Aviva: „Ich würde im Ernstfall zwar vielleicht eher mein Handy zücken, aber ich fühle mich schon etwas sicherer und finde es gut, dass man das mal gemacht hat. Vielleich könnte ich ja dann wenigstens jemanden anleiten. Abgesehen davon hat der Kurs wirklich Spaß gemacht. Ich fand das Thema sehr spannend und wollte das unbedingt auch mal gemacht haben.“ Auch Lisa, die wie viele andere auch, ihren Hund mit zum Kurs gebracht hat, schließt sich an. Das Wichtigste, das sie heute gelernt habe, sei die Herzdruckmassage und der Druckverband. „Es ist schön, alles in Ruhe gezeigt zu bekommen. Unsere Ausbilder konnten sich sehr gut in unsere Situation hineinversetzen und sind ganz behutsam und mit viel Geduld mit uns umgegangen.
Die beiden Frauen sind Mitglieder im ABSV, dem Berliner Selbsthilfeverein für blinde und sehbehinderte Menschen. Der Verein berät zu technischen, personellen und finanziellen Hilfen, setzt sich für den Abbau von Barrieren in öffentlichen Einrichtungen ein und ermöglicht ein großes Freizeitangebot für seine Mitglieder. Ausbildungsleiterin Birgitt Eberlin zeigt sich am Ende des Kurses beeindruckt: „Aus Sorge um ihre Nächsten wollen die Teilnehmenden vorbereitet sein. Und für den Ernstfall haben wir gemeinsam und mit vollem Einsatz geübt.“